Elagabal – der schlimmste römische Kaiser?
Der römische Kaiser Elagabal gilt als der „verkommenste aller römischen Kaiser“, ja sogar als „Inbegriff der Perversion“. Doch wie konnte es so weit kommen und was hat er überhaupt (angeblich) getan?
Über mich – die Schwester des Elagabal
Mein Name ist Julia Aurelia Bassiana, aber ihr könnt mich Aura nennen. Sicherlich habt ihr noch nie von mir gehört, aber vielleicht von meinem Bruder Varius Avitus Bassianus. In den Jahren 218 bis 222 n.Chr. herrschte er als Kaiser von Rom unter dem Namen
Marcus Aurelius Antoninus. Bekannt ist er allerdings als „Elagabal“ und er gilt als der verkommenste und schändlichste aller römischen Kaiser und als Inbegriff der Perversion. Eingebrockt hat uns das vor allem Cassius Dio, ein widerlicher römischer Geschichtsschreiber, der an meinem Bruder kein gutes Haar ließ – und das nur, um dem Nachfolger meines Bruders, Kaiser Severus Alexander, zu gefallen … Ich habe beschlossen, mit einigen Gerüchten um meinen Bruder aufzuräumen und euch zu schildern, wie es wirklich war. Dazu habe ich mehrere Gemälde in Auftrag gegeben, um euch auch visuelle Eindrücke zu verschaffen (die Künstler Neuroflash, dall-e und Leonardo.AI sind aber teilweise etwas fragwürdig).
Alles begann … mit Großmutter
Das ist meine Großmutter, Julia Maesa. Sie war die Schwägerin des römischen Kaisers Septimius Severus (193–211). Das Bild schmeichelt ihr ungemein – sie war eine furchteinflößende Frau. Wehe, wenn sie ihre Augenbraue hob … Nur mein Bruder hat es gewagt, sich ihr zu widersetzen.
Großmutter genoss eine hohe Stellung am Hof unter dem Kaiser Septimus Severus, dessen Schwägerin sie war, und dessen Sohn, dem Kaiser Caracalla. Dieser wurde allerdings im Jahr 217 von dessen Prätorianerpräfekt Macrinus ermordet. Macrinus ließ sich zum römischen Kaiser ausrufen, aber er hatte Angst vor Großmutterund ihrer Macht. Deswegen verbannte er sie mit ihrer gesamten Familie (meine Mutter, mein Bruder, meine Tante Soemias, mein Cousin Alexander und mich) nach Emesa, Syrien (heute bekannt unter dem Namen Homs), wo unsere Familie ihre Wurzeln hat. Großmutter schäumte vor Wut. Schon vom ersten Tag der Verbannung an setzte sie alles daran, Macrinus zu beseitigen und ihren ältesten Enkel, meinen Bruder Varius, zum Kaiser von Rom zu machen …
Vom Verbannten zum Hohepriester (und Dancing Star)
Das ist mein Bruder Varius. Sieht er nicht aus wie ein Rockstar? Das war er tatsächlich. Kaum waren wir nach unserer Verbannung aus Rom in Emesa angekommen, steckte ihn Großmutter in den Tempel des Sonnengottes Elagabal (eigentlich aus dem Arabischen: „der Gott Berg“) und machte ihn zum Hohepriester. Zu Varius‘ Aufgaben gehörte es, zu Ehren unseres Gottes zu tanzen. Seine Darbietung wurde nicht nur von den Bürgern Emesas, sondern auch von römischen Legionären bewundert. Großmutter streute gleichzeitig das Gerücht, mein Bruder sei der uneheliche Sohn des Kaisers Caracalla. Mutter war überhaupt nicht amüsiert. Doch Caracalla war beim Heer sehr beliebt gewesen, und so jubelten die Legionäre meinem Bruder begeistert zu … Er war da übrigens erst 14 Jahre alt.
Blutige Tieropfer zu Ehren Elagabal
Zu den Pflichten meines Bruders als Hohepriester gehörten auch Tieropfer – für mich eine schreckliche Barbarei. Ja, ich weiß – dies geschah, um unseren Herrn und Gott Elagabal zu ehren, aber trotzdem … Das Brüllen der Tiere, der furchtbare Gestank nach Blut und Fäkalien, die Ströme von Blut, die unzähligen Fliegen …
Ich gestehe, ich habe mich so oft davor gedrückt, wie es nur ging. Doch mein Bruder, der Tiere über alles liebte, hat nahezu täglich Stiere und Schafe geschlachtet.
Ich weiß übrigens nicht, was mit den Künstlern von heute los ist und kann nur noch einmal betonen: Mein Bruder hatte wirklich fünf Finger an jeder Hand und keine sechs.