Caracalla – der mörderischste römische Kaiser

Caligula, Commodus, Elagabal – sie gelten als die verkommensten und grausamsten römischen Kaiser. Doch der mörderischste und blutrünstigste von ihnen war wohl Caracalla:

  • Er hat seinen Bruder in den Armen seiner Mutter ermordet
  • Er hat seine Frau und vielleicht auch seinen Vater getötet
  • Er hat mehrere Massaker befohlen
  • Während seiner Herrschaft sind mehr als 20.000 Menschen hingerichtet worden

Das Leben von Caracalla

Mein Onkel Caracalla, der eigentlich Lucius Septimius Bassianus hieß, herrschte von 211 bis 217 als Kaiser von Rom unter dem Namen Marcus Aurelius Severus Antoninus.

Geboren wurde er am 4. April 188 in Lugdunum, dem heutigen Lyon. Bereits im Jahr 197 ernannte ihn sein Vater, Kaiser Septimius Severus zum Mitherrscher. Nach dessen Tod trat Caracalla gemeinsam mit seinem Bruder Geta die Nachfolge an. Doch schon bald ließ er Geta ermorden und setzte sich als Alleinherrscher durch, wobei er zahlreiche Hinrichtungen an Getas Anhängern anordnete. Seiner Terrorherrschaft fielen über 20.000 Menschen zum Opfer.

Caracalla führte mehrere Feldzüge und genoss die Gunst der Soldaten. 217 wurde er von Gefolgsleuten ermordet,weil sie ihre eigene Hinrichtung durch Caracalla fürchteten.

Der  Mord an Ehefrau und Schwiegervater

202 wurde Caracalla mit 14 Jahren von seinem Vater gegen seinen Willen mit Publia Fulvia Plautilla verheiratet. Sie war die Tochter des mächtigen Prätorianerpräfekten Gaius Fulvius Plautianus. Caracallas Mutter, meine Großtante Julia Domna, war gegen die Verbindung und Caracalla selbst hasste seine Frau. Er bezichtigte Plautianus einer Verschwörung gegen den Kaiser.
Severus lud Plautianus vor, doch dieser erhielt der Beschuldigte keine Gelegenheit zur Rechtfertigung, da Caracalla ihn nicht zu Wort kommen ließ. Caracalla versuchte, seinen Feind in Anwesenheit des Kaisers eigenhändig umzubringen, wurde aber von Severus daran gehindert. Darauf ließ er Plautianus von einem seiner Begleiter töten. Plautilla wurde auf die Insel Lipari verbannt. Nach seinem Regierungsantritt ordnete Caracalla ihre Beseitigung an; über sie wurde die damnatio memoriae verhängt – ihr Name wurde in allen öffentlichen Denkmälern und Schriftstücken getilgt. 

 

(Vater-? und) Brudermord

Die Bürder Geta und Carcalla waren schon seit früher Jugend Rivalen. Vergeblich bemühte sich Septimius Severus, ihre Feindschaft zu mildern und gegenüber der Öffentlichkeit zu vertuschen.

Von 208-211 nahmen Septimius Severus, Caracalla und Geta an einem Britannienfeldzug teil. Der gesundheitlich angeschlagene Kaiser betraute ab 210 Caracalla mit der alleinigen militärischen Leitung und starb am 4. Februar 211. Angeblich hat Caracalla versucht, den Tod seines Vaters zu beschleunigen.

Caracalla und Geta übernahmen zunächst gemeinsam die Herrschaft. Sie schlossen Frieden mit den Briten und
kehrten mit getrenntem Hofstaat nach Rom zurück. Dort schützten sich beide durch sorgfältige Bewachung voreinander.

Im Dezember 211 bat Caracalla meine Tante Julia Domna, mit seinem Bruder ein Gespräch im kaiserlichen Palast zu arrangieren. Geta kam, doch Caracalla hatte Mörder gedungen. Zusammen mit ihnen tötete er seinen Bruder in den Armen seiner Mutter. Anschließend wurde über Geta die damnatio memoriae verhängt – wie schon über Caracallas Frau. 

Massaker und Hinrichtungen

Caracalla behauptete, selbst nur einem Anschlag Getas zuvorgekommen zu sein. Er sicherte sich die Solidarität der Prätorianer und Soldaten mit Geldgeschenken und Solderhöhungen.
Sogleich nach der Ermordung Getas ließ Caracalla zahlreiche Männer und Frauen, die als Anhänger seines Bruders galten, töten; damals sollen etwa 20.000 Menschen aus diesem Grund ermordet worden sein. Auch später noch ließ Caracalla zahlreiche Menschen ermorden – dabei aber überwiegend einfache Bürger, da er es sich mit dem Senat nicht verschwetzen wollte. Es wurde üblich, persönliche Gegner mit erfundenen Behauptungen in anonymen Anzeigen aus dem Weg zu räumen. Die zahlreichen Soldaten und Prätorianer in Rom dienten Caracalla als Spitzel und Informanten.
Generell ging Caracalla gegen Individuen und Gruppen, die seinen Zorn oder Verdacht erregten, mit großer Härte vor. Ein Merkmal seines Terrors war, dass er nicht nur gezielt Verdächtige hinrichten ließ, sondern auch kollektive Strafmaßnahmen ergriff, denen neben Oppositionellen auch zahlreiche harmlose Personen und Unbeteiligte zum Opfer fielen.
216 befahl er ein Massaker in Alexandria in Ägypten, da sich die spottlustigen Bewohner über den Kaiser lustig gemacht hatten. Dem Gemetzel in Alexandria, das tagelang angedauert haben soll, fielen auch auswärtige Besucher zum Opfer, die sich zufällig in der Stadt aufhielten. Außerdem wurde die Stadt von Caracallas Soldaten geplündert.
Als der Kaiser bei einem Wagenrennen in Rom glaubte, eine aufsässige Menge wolle ihn durch Verspottung eines von ihm favorisierten Wagenlenkers beleidigen, befahl er seinen Soldaten, die Unruhestifter zu töten, was mit einem wahllosen Massaker endete.

Bürgerrechte und Thermen

Mit dem Bau einer gewaltigen Therme wollte sich der Kaiser bei der Stadtbevölkerung beliebt machen. Es war damals die größte derartige Anlage in Rom.
Mit der Constitutio Antoniniana hingegen verlieh er quasi allen freien Bewohnern des Reiches das römische Bürgerrecht.
Caracalla gibt an, er habe sich zu dem Schritt entschlossen, weil er den Göttern für seine Rettung aus einer Gefahr danken wollte. Vermutlich meinte er damit einen angeblichen Mordanschlag Getas, doch sind auch andere Deutungen möglich.
Möglicherweise wollte er mit der Maßnahmen zum einen die Steuereinnahmen zu erhöhen. Außerdem wollte er die Neubürger wohl als ihm persönlich ergebene Anhängerschaft gewinnen, um auf diese Art die Feindschaft der traditionellen Elite, bei der er wegen seiner Terrorherrschaft verhasst war, zu kompensieren und so seine Machtbasis zu stärken. Zahlreiche Neubürger nahmen den Namen des Kaisers (Aurelius) an, der dadurch außerordentlich häufig wurde.
Als der Kaiser bei einem Wagenrennen in Rom glaubte, eine aufsässige Menge wolle ihn durch Verspottung eines von ihm favorisierten Wagenlenkers beleidigen, befahl er seinen Soldaten, die Unruhestifter zu töten, was mit einem wahllosen Massaker endete.

Feldzüge und Tod

Caracallas Verhältnis zur Religion war, wie Cassius Dio berichtet, vor allem von seinem Bedürfnis bestimmt, von den Göttern Heilung von seinen Krankheiten zu erlangen. Zu diesem Zweck soll er allen bedeutenderen Gottheiten Opfer und Weihegaben dargebracht und eifrig gebetet haben. Zu den Göttern, von denen er Hilfe erhoffte, gehörten der griechische Heilgott Asklepios, der ägyptische Serapis und Apollon, der mit dem keltischen Heilungsgott Grannus identifiziert und als Apollo Grannus verehrt wurde.

Im Sommer 213 unternahm Caracalla einen kurzen Feldzug gegen Germanen. Nach der Befriedung der Nordgrenze begab sich Caracalla in den Osten des Reichs. Er sah sich dabei in der Tradition Alexanders des Großen und pante Eroberungen im Einflussgebiet des Partherreichs.
Im Jahr 217 wurde dem Prätorianerpräfekt Macrinus geweissagt, dass er die Kaiserwürde erlangen würde. Das war wohl eine Intrige, doch es war abzusehen, dass der paranoide Caracalla auch ihn hinrichten lassen würde. Daher kam Macrinus ihm zuvor. Als der Kaiser unterwegs vom Pferd stieg, um seine Notdurft zu verrichten, wurde er von mehreren unzufriedenen Offizieren ermordet. Erst nach tagelangem Zögern ließen sich die Soldaten überreden, Macrinus zum Kaiser auszurufen.

Wer gilt als der verkommenste römische Kaiser?