Frauen im alten Rom

Wie war es, eine Frau im römischen Kaiserreich zu sein? Kurz gesagt: sch***. Ich muss es wissen, ich habe es erlebt. Und ich hatte Glück, dass ich die Schwester eines römischen Kaisers bin und keine Sklavin.

Gut, auch als Frau konntest du Macht erlangen. Bestes Beispiel ist meine Großmutter Julia Maesa.

Du wirst aber auch ohne große Mitsprache an deinen Ehemann (und seine Familie) verschachert und darfst seine Kinder austragen (was ohne moderne Medizin lebensgefährlich ist).

Mehr Rechte als im Mittelalter und bei den Griechen

Jaja, im alten Rom hatten Frauen mehr Rechte und Möglichkeiten als z.B. in Griechenland und im Mittelalter. Wir mussten nicht im Haus bleiben, sondern konnten einen Beruf ausüben und ein recht unabhängiges Leben führen. Zwar waren Frauen nur eingeschränkt geschäftsfähig, doch unterschieden sie sich darin nicht von den meisten Männern. Anders als Männer besaßen Frauen jedoch keinerlei über ihre eigene Person hinausgehenden Rechte. Sie durften weder Vormund noch Bürge sein noch durften sie politische oder öffentliche Ämter bekleiden. Die Stellung einer Frau in der römischen Gesellschaft war zudem stark abhängig vom sozialen Rang ihrer Familie; Sklavinnen waren rechtlos.

Verglichen nicht nur mit ihren griechischen Zeitgenossinnen, sondern auch mit den Frauen in Mittelalter und Neuzeit bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, waren die Frauen der römischen Antike tatsächlich sehr frei und emanzipiert. Wirklich gleichberechtigt im heutigen Sinne waren sie aber keineswegs.

Unter der Fuchtel des Vaters (Patria potestas)

Solange ihr Vater lebte, galt eine römische Person unabhängig von Alter und Geschlecht als nicht geschäftsfähig. Dies wurde bei Frauen erst hinfällig durch die „Emazipation“, wobei Frauen nur beschränkt geschäftsfähig waren, oder durch den Tod des Vormunds – wie bei mir. Mein Vormund war zunächst Gannys und dann mein Bruder – und zwar auch nach meiner Eheschließung, weil ich rechtlich in der väterlichen Familie blieb und nicht in die Familie meines Mannes wechselte. Meine Großmutter war zwar defacto die mächtigste Frau im römischen Reich, aber nicht mein Vormund, da sie nicht die Patria potestas ausüben dürfte.

Kinder gehörten somit in die Familie des Vaters. Rein rechtlich war meine Mutter deswegen weder mit mir noch mit meinem Bruder verwandt.

 

Eheschließung im alten Rom

In der Frühzeit der Republik herrschte die Manusehe vor, bei der die Frau und ihr Besitz in die Rechtsgewalt des Mannes oder Schwiegervaters überging. In der neuen Familie nahm sie den Status einer Tochter ein und trug auch deren Familiennamen. Eine Manusehe konnte nicht ohne Zustimmung des pater familias geschieden werden – aber durchaus ohne die Zustimmung der Eheleute. Eine Witwe einer Manusehe galt als eigene Rechtsperson, solange sie keine neue Manusehe schloss.
Ab dem 3. vorchristlichen Jahrhundert und vor allem im Kaiserreich war die Frau nicht mehr von ihrem Mann abhängig, sondern gehörte weiterhin zu ihrer väterlichen Familie. Die Frau blieb dabei Eigentümerin ihrer Mitgift und konnte unabhängig vom Ehemann Besitz erwerben und erben.  Ihren Ehemann konnte sie allerdings nicht beerben und auch nur mit Zustimmung ihres Vormunds ihren eigenen Besitz an ihre Kinder vererben. Erst 178 n. Chr. erlaubte der Senat Frauen, ihr Vermögen an ihre Kinder zu vererben.

Ehebruch im alten Rom

Ehebruch galt in der Zeit der Republik als ein Verbrechen nur der Frau. Der pater familias durfte eine unkeusche Tochter töten. Nach den augusteischen Ehegesetzen wurde Ehebruch der familiären Rechtsprechung entzogen. Der Ehemann musste sich scheiden lassen oder seine untreue Gattin und ihren Liebhaber anzeigen, wollte er nicht selbst als Zuhälter gelten. Eine betrogene Ehefrau dagegen konnte ihren Mann nicht anklagen. Sie konnte sich jedoch scheiden lassen und ihre Mitgift zurückfordern. Die Strafen für verurteilte Ehebrecher waren hart: Verlust eines Großteils des Vermögens und Verbannung. Verurteilte Frauen standen auf einer Stufe mit Prostituierten und verloren das Recht, vor Gericht als Zeuginnen aufzutreten, einen römischen Bürger zu heiraten und zu erben. Spätere Kaiser verschärften diese Gesetze noch, trotzdem waren Prozesse wegen Ehebruchs eher selten.
Sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung wurde nur geahndet, wenn es freie Frauen betraf. Sklavinnen und Prostituierte hatten keine rechtlichen Ansprüche. Vergewaltigung in der Ehe war natürlich auch keine Straftat.

Scheidung im alten Rom

In der römischen Frühzeit konnten nur Männer sich scheiden lassen, aber nur in bestimmten Fällen wie Ehebruch oder Unfruchtbarkeit der Frau. Später durften auch Frauen die Scheidung verlangen.

Zur Auflösung einer Ehe genügte es, dass einer der Ehepartner vor Zeugen eine Scheidungsformel wie „tuas res tibi habeto“ („nimm deine Sachen mit dir“) aussprach. Die Kinder verblieben unter der väterlichen potestas, wuchsen jedoch oft bei ihrer Mutter auf. Da die meisten Ehen arrangiert waren, waren Scheidungen an der Tagesordnung – aber nicht nur aus persönlichen, sondern auch oft aus politischen Gründen, weil die  Familien kein Interesse mehr an der Verbindung hatten. Erst unter Mark Aurel wurde es  dem pater familias verboten, eine glückliche Ehe aufzulösen.

Scheidung und Tod eines Partners waren mit der Rückgabe der Mitgift verbunden. Männer durften unmittelbar nach dem Tod ihrer Frau wieder heiraten. Frauen mussten nach dem Tod ihres Mannes oder der Scheidung mindestens zehn Monate bis zu einer Wiederverheiratung warten, damit im Fall einer Schwangerschaft der Witwe der Kindsvater geklärt war. 

 

 

Freiheit vs. gesellschaftliche Zwänge

 

Also alles nicht so schlimm? Scheidung schön und gut – was nützt es aber, wenn du dennoch einen Mann heiraten musst, den du verabscheust und gezwungen bist, mit ihm das Bett zu teilen und ihm Kinder zu gebähren (während du dabei dein Leben riskierst)? 

Eine Witwe oder geschiedene Frau in gebährfähigem Alter wurde außerdem dazu angehalten, sich innerhalb von 24 Monaten erneut zu verheiraten.

Es war die Aufgabe einer Frau, zu heiraten und Kinder zu bekommen – und das galt insbesondere für höhergestellte Frauen.

Und auch wenn es besser war, verheiratet zu werden als eine Sklavin zu sein – ich hätte sehr gerne völlig frei über mein Leben bestimmt.

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